32. Tag
26. Juni 1998 Honnigsvag - Nordkap - Honnigsvag 65Km
Heute sollte das Nordkap fallen. Früh um 8.00 startete ich ohne Gepäck, daß ich in der Rezeption deponierte. War das ein Fahrgefühl mit dem leichten Fahrrad. Gleich hinter der Jugendherberge gab es eine Steigung von 9% auf 3 Km. So setzte sich der Weg fort. Eine fortlaufende Berg und Talfahrt, durch unwirtliches Gelände, bei mäßigem kalten Gegenwind. Aber sonst war das Wetter herrlich. Strahlender Sonnenschein. Das wird eine herrliche Aussicht von der Nordkap Klippe geben. Nach 27 Km stand ich am Nordkap, mein Ziel. Von dem Kassierer im Kartenhäuschen wurde ich freundlich begrüßt. Nachdem ich ihm sagte, daß ich aus Deutschland komme, lachte er und sagte wörtlich zu mir: Sie haben freien Eintritt. Warum, wieso weiß ich bis heute nicht. Normalerweise kostet es 150Nkr für Einzelpersonen So fuhr ich dann in das Areal des Nordkaps. Nach 32Tagen und 3033 Fahrradkilometer hatte ich mein Ziel endgültig erreicht. Ich ging in die über 4 Etagen in den Fels gehauene Nordkaphalle, die sehr gut geheizt war. Nach einem wärmenden Frühstück rief ich meine Frau an um ihr das Erreichen des Zieles mitzuteilen.

Ich durchstreife das ganze Gelände und mache ein paar Fotos. Draußen lasse ich mich noch schnell vor der Weltkugel, dem Wahrzeichen des Nordkaps fotografieren.
Ich schrieb noch ein paar Ansichtskarten an alle die mir so einfielen. Ansonsten ist zu dem Nordkap selbst nicht viel zu sagen. Viel gibt es da nicht zu sehen. Immer noch bei strahlendem Sonnenschein und dieses mal mit Rückenwind ging es in flotter Fahrt zurück zur Jugendherberge, wo ich mein Gepäck aufnahm und nach Honnigsvag fuhr. Hier nahm ich erst einmal ein kräftiges Mittagessen zu mir. Bis zur Abfahrtszeit der Fähre hatte ich noch gut 3 Stunden Zeit. Ich nutzte die Zeit um mir den kleinen Ort anzusehen. Es war viel Betrieb in den engen Straßen und Geschäften. Die meisten Menschen waren Touristen. Auch hier in den nördlichsten Breiten konnte man alles kaufen. Selbst Südfrüchte gab es hier reichlich. Wieder stellte sich mir die Frage: Was machen die Einheimischen in den langen und dunklen Wintermonaten ohne Touristen? Besonders für die Jugend muß es doch sehr eintönig sein. Jugendeinrichtungen wie in Deutschland üblich, Discos, Sportplätze habe ich nicht entdecken könne. Der nächste größere Ort Alta, ist immerhin 190Km entfernt zuzüglich 45 Minuten Fährfahrt.

Während ich so meinen Gedanken nachgehe vergeht die Zeit und um 17.30 Uhr betrete ich die Fähre, die zur sogenannten "Hurtigruten" gehört. Diese Linie läßt ihre Schiffe täglich die Route von Bergen bis Kirkenes entlang der norwegischen Küste fahren. Dabei wird in mehreren Häfen angelegt, da viele Orte nur schwerlich von Land aus zu erreichen sind. So dienen diese Schiffe auch dem Nahverkehr und befördern jede Menge Güter, die in den jeweiligen Bestimmungshäfen abgesetzt werden. Es herrscht dort unabhängig von der Tageszeit ein geschäftiges Treiben. Auf dem Schiff befand sich eine größere deutsche Reisegesellschaft. Mit einigen kam ich ins Gespräch. Sie waren sehr angetan von meinem Vorhaben. Es wurde eine herrliche Seefahrt. Die Sonne schien ständig, obwohl es auf offener See sehr kalt war. Auf dem Deck habe ich mir eine windgeschützte Ecke gesucht. Hier saß ich nun bei nächtlichem Sonnenschein und fuhr durchs Eismeer. Um Mitternacht dann der Höhepunkt: Die Mitternachtssonne. Was für ein Schauspiel! Schnell machte ich noch ein Foto von diesem einmaligen Anblick. Danach zogen sich die Fahrgäste in Ihre Kabinen zurück.

Ich hatte nur eine einfache Karte gekauft, und mußte mir deshalb eine freie Couch in der Cafeteria suchen um die letzten paar Stunden zu schlafen. Wie ich feststellte, war ich nicht der einzige mit einer billigen Karte. Viele gepolsterten Bänke waren schon belegt. Um 7.00 wurden wir durch ein Putzgeschwader geweckt, das die Billiggäste ohne Rücksicht mit Staubsaugern vertreibt. Also stehe ich auf und kaufe mir in der durchgehend geöffneten Cafeteria ein großes Sandwich zum Frühstück. Die restliche Zeit bis Kirkenes verbringe ich auf dem Oberdeck und bewundere die zauberhafte Eismeerküste mit den verstreut liegenden kleinen Ortschaften.