25. Juni 1998 Olderfjord - Honnigsvag 82 Km
Auf zur letzten Nordkap Etappe. Nach einem kargen Frühstück (Knäckebrot mit Käse) und mit etwas schweren Beinen wollte ich heute die Insel Mageroya auf der das Nordkap liegt erreichen. Der Weg führte direkt am Porsangen entlang. Vorbei an den Fischerbooten und den langen Holzgerüsten auf denen die bekannten Stockfische getrocknet und zum Verkauf angeboten werden. Der Wind wehte schwach und die Sonne schien strahlend vom Himmel. Nach 25 Km kam der Skarvberg Tunnel in Sicht.

Aus Berichten wußte ich davon und somit war ich darauf vorbereitet. Mir war auch bekannt, daß der Tunnel für Fußgänger sowie Radfahrer gesperrt war. Doch um zum Nordkap zu kommen muß man dort durch. Es gibt keine sinnvolle Alternative. Bevor die Durchfahrt begann überprüfte ich noch kurz die Beleuchtung meines Rades setzte den Helm auf und los ging es. Im Tunnel war es schlicht schaurig. Die Beleuchtung war spärlich, an den roh behauenen Wänden lief das Wasser runter. Was aber viel schlimmer war: Das sich an den Wänden mehrfach brechende Echo der Fahrzeuggeräusche. Der Tunnel machte eine leichte Kurve. Dadurch war er nicht voll einsehbar. Man konnte nicht feststellen ob nun das Auto von vorn oder von hinten kam. Ich fuhr wie der Teufel. Nach 2980 Metern war es geschafft. Völlig außer Atem legte ich erst einmal eine Verschnaufpause ein. Als Alternative zur Fährfahrt durch das Eismeer nach Kirkenes wollte ich ursprünglich diese Strecke zurückfahren um über die E 6 nach Lakselv, Karasjok über die finnische Grenze zum Inarie See zu gelangen. Diese Route wurde aber nach dem soeben Erlebten gestrichen. Einmal durch den Tunnel reichte mir. Es kam noch ein Tunnel, der sich aber als Lappalie entpuppte. Kurz vor dem Fährhafen ging es noch einmal kräftig bergauf, doch die Fähre erreiche ich problemlos. Auf der Strecke traf ich einen jungen Schweizer der schon seit April unterwegs war. Er wollte über Island, England, Spanien und Marokko fahren um im Dezember wieder zu Hause zu sein. Ein wahrer Profi. Für meine Weiterfahrt gab er mir noch einige brauchbare Tips. Mittags erreichte ich den Fährhafen. Nach einer kurzen Wartezeit fuhr ich auf die Fähre und nach einer Dreiviertel Stunde betrete ich die nördlichste Insel Europas, Mageroya. Wie auf einer Informationstafel zu lesen war soll diese Fährverbindung durch einen Tunnel ersetzt werden. Der Tunnel soll schon in diesem Jahr, 1998 in Betrieb genommen werden. Das wird die ohnehin schon geringe Zahl an Arbeitsplätzen noch weiter drücken. Doch weiter zu meiner Reise. Auf der Fähre waren sehr viele Deutsche. Überwiegend im Rentenalter. In Honnigsvag angekommen fuhr ich erst einmal in den Ortskern um mir ein paar Lebensmittel zu kaufen. Ich buchte auch gleich in dem kleinen Reisebüro einen Platz für die Fähre, die nächsten Tag um 18.00 abfahren sollte. Danach verlasse ich den Ort in Richtung Nordkap. Von dem Schweizer Eidgenossen wußte ich, daß sich etwa 9 Km hinter dem Ort eine Jugendherberge mit Campingplatz sowie ein Hotel befand. Ich wählte die Jugendherberge, die aber nicht dem internationalen Jugendherbergsverband angehörte. Entsprechend war auch der Preis. 150Nkr mußte ich für ein 8 Bettzimmer zahlen. Duschen extra. Zum Glück hatte ich aber das Zimmer für mich allein. Die Gemeinschaftsküche war dafür aber sehr gut ausgerüstet.
