23. Tag

7. Juni 1998 Käbdaläs - Jokkmokk 60 Km

Nach einer erholsamen Nacht ließen wir es heute etwas ruhiger angehen. Ich versorgte noch meine Daumen mit Wundsalbe, dann ging es los. Die geplante Etappe betrug heute nur etwa 60 Km. Ein Blick aus dem Fenster verhieß aber nichts Gutes. Strömender Regen und ein wolkenverhangener Himmel bot sich uns. Nach einem langen Anstieg ging es dann aber doch relativ flott weiter. Wir wurden von vielen Wohnwagengespannen, darunter auch viele deutsche, überholt, deren Insassen uns hupend grüßten. Vielleicht war auch etwas Mitleid im Spiel. Kurz vor Jokkmokk dann für mich ein bewegender Moment. Ich hatte den Nördlichen Polarkreis per Fahrrad erreicht. Leider war das Wetter immer noch nicht besser geworden. In dem kleinen Restaurant tranken wir ein paar wärmende Tassen Kaffee. In Jokkmokk mieteten wir uns in die dortige Jugendherberge ein. Abends machten wir noch einen Bummel durch die kleine Stadt, die auch als heimliche Hauptstadt der Lappen bezeichnet wird. In der Jugendherberge unterhielt ich mich mit einem jungen Schweden. Er war von seinem Wohnsitz Stockholm nach Jokkmokk gekommen um hier seinen Führerschein zu machen. Es würde hier nur eine Woche dauern. Ich fragte mich ob er bei der dünnen Verkehrsdichte auch genügend Fahrpraxis bekommen würde um anschließend in der Großstadt bestehen zu können.

 

24. Tag

18. Juni 1998 Jokkmokk - Galivare 95 Km

Das Wetter war immer noch nicht besser. Es regnete stark. Aber es sollte noch dicker kommen. Kurz hinter Jokkmokk war eine Baustelle bekannter Art. Nur diese war 20 Km lang werden. An Fahren war wieder nicht zu denken. Schieben war angesagt. Das brachte unseren Zeitplan natürlich ziemlich durcheinander. Ich verstehe die dafür zuständigen Behörden nicht. Wie kann man einfach eine Hauptstraße auf so einer Länge zur Baustelle machen. Es sind ja nicht nur die Radfahrer davon betroffen. Auch die Wohnwagen haben ihre Probleme, müssen doch alle Sachen fest verstaut werden um kein Chaos zu erzeugen. Doch da hilft kein Jammern, da muß man eben mit leben. Es gab aber trotzdem heute einen Lichtblick. Das Wetter klärte sich gegen Mittag auf. Es regnete nicht mehr. Das lästige und mit der Zeit unangenehme Regenzeug konnten wir ausziehen. Aber schon kam der nächste Dämpfer. Nachdem wir die erste Baustelle endlich geschafft hatten, kam nach 40 Km mal wieder eine. Diese war zwar nur 8 Km lang, dafür aber um so steiler und der Schotter war grober als bisher. Da wir nun schon 2,5 Tage nur im Regen gefahren sind, von wenigen Unterbrechungen abgesehen, hofften wir nun wenigstens heute mal trocken unser Ziel zu erreichen. Aber wieder nichts. 4 Km vor dem Ziel schüttete es plötzlich wie aus Eimern. Das wir uns mittlerweile 120 Km nördlich des Polarkreises befanden konnten wir nicht nur an dem riesigen Schneeberg am Rande des Campingplatzes erkennen, auch die Vegetation wurde von Tag zu Tag karger. Dieses waren die ersten richtigen Regentage die ich auf der Tour erlebt habe. An dieser Stelle möchte ich mal etwas zur Regenbekleidung sagen. Es wird immer soviel von atmungsaktiver Kleidung gesprochen, die sehr teuer angeboten wird. Doch auch diese verhindert das Schwitzen nicht. Auch wenn sie von außen absolut wasserdicht ist, so wird die Kleidung vom eigenen Schweiß, der nun mal bei Anstrengungen auftritt und keineswegs, wie immer wieder behauptet, völlig nach außen transportiert wird, durchnäßt. Als einzige mildernde Maßnahme empfehle ich so wenig wie möglich unter dem Regenzeug anzuziehen. Außerdem, so behaupte ich einfach, gibt es keine atmungsaktive Regenhose die völlig wasserdicht ist. An den Knien wird sie spätestens nach einer Stunde radfahren undicht. Sehr viel Wert sollte man auf absolute wasserdichte Packtaschen legen. Diese sind zwar sehr teuer aber es lohnt sich. Im Gegensatz zum Jürgen hatte ich welche.