21. Tag

15. Juni 1998 Blattniksele - Arvidsjauer 110 Km

Da wir überwiegend in östlicher Richtung fuhren, näherten wir uns unserem Ziel, dem Nordkap nur um etwa 10 bis 15 Km. Einen Vorgeschmack auf die noch kommenden Steigungen bekamen wir hier schon sehr zu spüren. Heute sah ich zum erstenmal Rentiere in freier Natur. Ganz Lappland ist Rentierzuchtgebiet, wie auf großen Schildern an den Straßen hingewiesen wird. Deshalb sollten Autofahrer besonders vorsichtig sein. Die Rentiere leben zwar wie unsere Rehe und Hirsche in freier Natur sind aber viel weniger Scheu. So kann es einem Autofahrer passieren, daß die Tiere mitten auf der Straße direkt auf ihn zulaufen. Auch gewöhnen sie sich schnell an den Menschen. Wir fahren nun schon seit Tagen durch eine Landschaft, die unbeschreiblich ist. Mühseliges Bezwingen der Berge wird mit einmaligen Ausblicken von den Kuppen belohnt. Klare Seen wechseln sich mit herrlichen Bergen, zum Teil noch mit Schnee bedeckt ab. Mit Erreichen des Ortes Arvidsjauer habe ich auch zugleich 2000 Fahrradkilometer geschafft. Noch etwa 1000 Km und ich bin am Nordkap.


22. Tag

16. Juni 1998 Arvidsjauer - Kadaläs 98 Km

Kurz nach Abfahrt fing es an zu regnen. Der Regen sollte mit kurzen Unterbrechungen 3 Tage dauern. Teilweise waren es regelrechte Wolkenbrüche in Verbindung mit Sturmböen, die wir ertragen mußten. Der Wind kam ständig von vorn und die Berge wurden immer länger und steiler. Wenn wir dann endlich mal wieder einen Berg geschafft hatten, erwartete uns auf der Kuppe der Wind in seiner vollen Stärke der uns zum Teil praktisch auf der Stelle fahren ließ. Es wurde unsere erste wirklich strapaziöse Etappe. Jürgen und ich sprachen immer weniger miteinander. Jeder hatte genug mit sich selbst zu tun. Meine Finger wurden klamm und ich hatte arge Probleme mit dem Schalten. Beide Daumen waren schon aufgeplatzt. Nach jedem Schaltvorgang fingen sie an zu bluten. Völlig erschöpft erreichten wir am Abend den kleinen Ort Käbdalis wo wir uns eine Hütte mieteten. An Zelten war nicht zu denken. Wir brauchten dringend eine warme und trockene Unterkunft. Aus meinen Schuhen lief das pure Wasser. Es war immer wieder erstaunlich mit welch einfachen Mitteln der Jürgen brauchbare Wäscheleinen herstellte. Nachdem sie voll behangen waren sah es nicht gerade gemütlich aus, aber wir wollten ja auch nur einen trockenen und warmen Raum für eine Nacht.