9. Tag

3. Juni 1998 Jönköping – Hjo 83 Km

Nicht nur, daß ich hungrig, ungewaschen und total gerädert vom gestrigen Tag war, nein es mußte auch noch kräftig regnen. Schnell packte ich meine Sachen zusammen und fuhr auf Nebenstraßen in die Stadt Jönköping. Aber auch hier noch kein Frühstück. Die Geschäfte machten erst um 10.00 auf. So wartete ich also im strömenden Regen um endlich nach Öffnung des Geschäftes mein heiß ersehntes Frühstück zu mir zu nehmen. Besonders der heiße Kaffee tat gut. Um 11.00 ging es weiter. Es regnete immer noch. Ich fuhr auf der 195 am linken Ufer des Vätternsees bis nach Hjo. Hier angekommen trocknete ich erst einmal auf dem sehr gut ausgestatteten Campingplatz meine nassen Sachen. Nachdem dieses alles wieder in Ordnung war ging ich in die Stadt und gönnte mir ein wahrlich vorzügliches, wenn auch teures Abendessen.

 

10. Tag

4. Juni 1998 Hjo - Kumla 126 Km

Bei bedecktem Himmel, aber mit Rückenwind ging es frühmorgens weiter. Das Ziel war Kumla. Auf ebener Strecke kam ich flott voran. Während ich so auf einsamer Strecke dahin fuhr kam mir zum Bewußtsein, daß es ja schon der 10. Tag seit Reisebeginn war, und ich mich seitdem noch nicht wieder so richtig mit einem Menschen unterhalten habe. Die " Konversation" beschränkte sich lediglich auf: Wie teuer, wo ist der Campingplatz und das noch dazu in Englisch. Und es sollte noch einsamer und einsilbiger werden. In Kumla angekommen fuhr ich erst einmal in die Stadt um meine Devisen aufzufrischen. Aus dem Automaten mit der Karte geht es schneller. Am Schalter geht es strickt der Reihe nach. Man zieht eine Nummer und wartet bis man aufgerufen wird. Das kann manchmal sehr lange dauern. Auf dem Campingplatz das Übliche: Zelt aufbauen, Essen, Wäsche waschen. Heute machte ich auch die notwendige Fahrradpflege. Schließlich sollte mich das Rad ja noch einige Km weiterbringen. 

 

11. Tag

5. Juni 1998 Kumla - Grängesberg 122 Km

Dieses wurde eine sehr schwierige Etappe. Eine richtige Berg- und Talfahrt, wobei die Bergfahrt immer die Längere war. Nach ca. 112 Km sah ich ein Schild zum Campingplatz. Ich bog sofort ab und schob den sehr steilen Berg zum Campingplatz hinauf. Oben angekommen mußte ich erfahren das er nur für Wohnwagen bzw. Mobile gedacht war. Enttäuscht kehrte ich um und konnte so wenigstens den eben "erklommenen Berg" in rasender Fahrt runter fahren. Nach meiner Karte waren es noch ca. 30Km bis zum nächsten Ort. Meine Beine wurden immer schwerer. Nach einem besonders steilen und langen Anstieg freute ich mich schon auf die folgende Abfahrt. Die Freude wurde noch größer, als unten im Tal ein Campingplatz ausgewiesen war, der auf meiner Karte nicht eingezeichnet war. Ich fuhr sofort auf diesen Platz, wo ich jetzt in der Abendsonne sitze und diese Reisenotizen schreibe.

 

12. Tag

6. Juni 1998 Grängesberg – Borlänge 69 Km

Heute wollte ich mal etwas kürzer treten. Mein Ziel war Borlänge, welches ich nach 68 Km gegen Mittag erreichte. Borlänge ist die größte Stadt im mittelschwedischen Bergbaubezirk Bergslagen. Es gibt hier mehrere Holzverarbeitungs- sowie Papierfabriken. Ich nutzte den "freien" Nachmittag um die kommenden Etappen auszuarbeiten. Dieses ist sehr wichtig, da die Besiedlung immer dünner wird und somit die Distanzen zwischen den Ortschaften immer größer, muß man genau einplanen welches das nächste Tagesziel sein soll. Es könnte sonst unliebsame Überraschungen geben. Ich denke nur an Jönköping.

 

13. Tag

7. Juni 1998 Borlänge – Rättvik 69 Km

Auch an diesem Tage war die Strecke eine relativ kurze, dafür aber eine sehr nasse. Kurz nach dem Start fing es an zu regnen, der bis zu meinem Ziel anhielt. In Rättvik angekommen, suchte ich sofort die Jugendherberge auf. Mein Zelt wollte ich nicht unbedingt aufschlagen. In der Hoffnung, eine warme und trockene Stube zu bekommen, ging ich gleich zur Anmeldung. Doch die Enttäuschung war groß. Die Herberge öffnete erst um 17.00. es war aber erst 13.00. Nun stand ich da, total naß, hungrig und frierend. Unter einem Unterstand wechselte ich erst einmal meine Kleidung. Mich nun schon etwas besser fühlend stellte ich mein Rad in einem Schuppen ab und ging in die Stadt, um etwas wärmendes zu mir zu nehmen. Es regnete immer noch. Eine Stadtbesichtigung, mit der ich die Zeit überbrücken wollte, fiel somit buchstäblich ins Wasser. Doch die Wartezeit hat sich gelohnt. In einer sauberen gut ausgerüsteten Jugendherberge bekam ich eine warme Einzelstube. Die Küche war mit allem ausgestattet, was ein Selbstversorger so braucht. Doch das Wichtigste war für mich erst einmal der Trockenraum. Das haben die anderen Gäste wohl auch gedacht. Das Gebläse lief auf vollen Touren und die Leinen waren fast alle belegt. Abends traf ich im Aufenthaltsraum 3 Schweden. Es waren sehr lustige und anscheinend auch sehr durstige Typen. Sie hatten sich für 3 Tage von ihren Familien abgesetzt um eine Wochenendtour mit dem Fahrrad rund um den Siljan-See zu machen Es wurde noch ein sehr netter Abend in dessen Verlauf ich einige brauchbare Tips, sowie einiges Wissenswertes über Nordschweden und deren Bevölkerung erfuhr. Über das Jugendherbergswesen in Schweden war ich sehr verwundert. Viele ältere Menschen nehmen diese Möglichkeit der Übernachtung wahr. Am Abend kam sogar eine Reisegesellschaft mit dem Bus vorgefahren, um hier zu übernachten. Über diese Art der Nutzung kann man natürlich geteilter Meinung sein. Dem Geist der Jugendherbergsidee entspricht diese bestimmt nicht.