40. Tag
4. Juli 1998 Kalajoki - Evijärvi 135 Km
Ein Blick aus dem Fenster verhieß nichts Gutes. Ein Regenwolken verhangener Himmel bot sich mir. Seit 13 Tagen wieder Regen. Ich zog gleich mein Regenzeug an um nicht während der Fahrt vom Wasser überrascht zu werden. Wie richtig diese Entscheidung war, zeigte sich kurz nach dem Start. Es wurde zwar kein starker Regen dafür hielt er aber bis kurz vor dem Ziel an. Ansonsten verlief die Fahrt ohne nennenswerte Ereignisse. In Evijärvi fragte ich gar nicht erst nach einem Stellplatz für mein Zelt. Der Boden war durch den Dauerregen dermaßen aufgeweicht, so daß es nicht ratsam war hier ein Zelt aufzuschlagen. Für den halben Preis mietete ich mir eine Hütte und konnte so alle Sachen trocken halten.
41. Tag
5. Juli 1998 Evijärvi - Ätheri 120 Km
Diese Tour verlief auf sehr abgeschiedenen Straßen. Vorbei an herrlichen Seen und durch kleine Ortschaften ging es über Vimpeli am Lappajärvi See vorbei nach Alajärvi, wo ich bei einer Tasse Kaffee und Kuchen eine längere Pause machte. Das Wetter hatte sich wieder zu meinen Gunsten geändert. Gut gestärkt ging es weiter nach Ähteri. Mein Ziel für den heutigen Tag war eigentlich Virrat, doch in Ähteri angekommen sah ich das Schild Jugendherberge. Ohne lange zu zögern bog ich ab und mietete mich ein. Es war ein großes Gebäude, wo ich der einzige Gast war. Irgendwie spürte ich, daß mein Elan nachließ. Die Anstrengungen und Strapazen machten sich immer stärker bemerkbar. Ich hatte mittlerweile auch stark abgenommen. Mit Ausnahme der Radlerhose paßte mir keine andere Hose mehr. Auch hier habe ich eine neue Erkenntnis gewonnen. Nehme nie Hosen die von einem Gürtel gehalten werden auf so eine Tour mit. Du kannst sie nach einer gewissen Zeit nicht mehr halten. Da es noch früh am Nachmittag war nutzte ich die Zeit um meinen total abgefahrenen Hinterreifen auszutauschen. Danach ging ich in die Stadt um für den Abend und das morgige Frühstück etwas einzukaufen. Auch hierzu möchte ich ein paar Anmerkungen machen. Man kann zwar alles kaufen, doch an Radwanderer hat man auch hier nicht gedacht. Die Portionen sind für eine Person viel zu groß (Familienpackungen). Was macht man dann mit dem Rest? . Wie gerne hätte ich mal einen leckeren Kartoffelsalat mit Würstchen gegessen. Doch wenn man anschließend die Hälfte wegschmeißen muß ist das auch nicht gerade schön. Wie lange habe ich auch z.B. nach Tempotaschentüchern in einer angemessenen Menge gesucht. Überall gab es nur Familienpackungen. Wo soll der Radfahrer die wohl noch verstauen? Ich löste dieses Problem in dem ich mir von jeder Toilette genügend Papier mitnahm. Doch nun zurück zu speziell diesem Einkauf. Ich schob etwas gedankenverloren meinen Einkaufswagen durch die Gänge und nahm das was mir zusagte. Wie ich denn so schob sah ich plötzlich vor mir die Reklameschrift von "Peddygree Pal". Nach genauem hinsehen stellte ich fest, daß ich mich mittlerweile in der Abteilung für Tiernahrung befand. Erschrocken doch mit einem Schmunzeln bemerkte ich jetzt, daß ich ahnungslos eine Wurst aus dem Sortiment in meinen Wagen gepackt hatte. Ob ich das wohl später beim Essen noch bemerkt hätte ?
42. Tag
6. Juli 1998 Ätheri - Orivesi 126 Km
Heute wollte ich Orivesi erreichen. Das Wetter war wieder ideal. Die Landschaft war sehr abwechslungsreich. Ich kam an vielen kleinen Ortschaften vorbei. Gegen Mittag sah ich ein Restaurant was offensichtlich noch nicht ganz fertig war. Neugierig schob ich die kleine Anhöhe hoch, in der Hoffnung etwas zum Essen zu bekommen. Hier fand ich, was ich seit meiner Abfahrt von zu Hause noch nicht wieder gehabt habe. Ein richtig gekochtes sehr reichhaltiges Mittagessen. Für einen Festpreis von umgerechnet 10 DM konnte man sich im Selbstbedienungsverfahren soviel nehmen wie man wollte. Gerade das richtige für mich. Sogar ein Pudding mit Sahne wurde geboten. So etwas hätte ich gerne des öfteren auf meiner Fahrt gehabt. Leider mußte ich jedoch dieses Schlaraffenland bald wieder verlassen um mein Tagesziel Orivesi zu erreichen. Der Campingplatz lag etwa 9 Km hinter dem Ort. Um für den Abend und den kommenden Morgen etwas zum Essen zu haben bog ich in den Ort Orivesi ein um meinen Proviant aufzustocken. Ich habe nämlich festgestellt, daß es auf fast allen Campingplätzen in Skandinavien so gut wie gar nichts an Lebensmittel zu kaufen gibt. Man tut also gut daran sich rechtzeitig mit dem Nötigsten einzudecken. Eine Ausnahme machte diesbezüglich der Campingplatz in Grena (Dänemark). Hier gab es einen großen Supermarkt, der keine Wünsche offenließ.
43. Tag
7. Juli 1998 Orivesi - Riihimäki 128 Km
Heute trat ich meine vorletzte Etappe bis Helsinki an. Die ersten 30Km waren geprägt von teilweise enormen Steigungen. Das war ich ja gar nicht mehr gewohnt. Auf der 324 ging es dann nach Kangasala. Von da auf die 12 über Hattula nach Hämenlinna. Kurz vor Hämenlinna das alte Problem. Die Straße wurde zur Autobahn. Kein Wegweiser für mein Ziel. Ich fuhr also erst einmal in die Stadt. Hier traf ich einen Jungen der mir wohl gerne helfen wollte aber auf Grund seiner mangelnden Englischkenntnisse sich nicht verständlich machen konnte. Kurz entschlossen setzte er sich auf sein Rad und gab mir zu verstehen ihm zu folgen. Es ging kreuz und quer durch die Stadt, bis wir auf der alten Straße nach Helsinki waren wo ich ja auch hin wollte. Ich bedankte mich für diese nette Unterstützung. Er wünschte mir noch eine gute Fahrt und fuhr zurück in die Stadt. So kam ich also doch noch relativ schnell durch die Stadt und auf den richtigen Weg. In Riihimäki suchte ich gleich die Jugendherberge auf, wo ich mich gestern schon angemeldet hatte. Die Leiterin war eine sehr nette junge Finnin. Sie empfahl mir die Karte für die Finjet schon vor Ort im Reisebüro zu kaufen. Wie sich ein Tag später herausstellte war das eine gute Idee. Die billigen Plätze waren nämlich schon alle verkauft. In der Jugendherberge nutzte ich die Gelegenheit meine Kleidung auf Vordermann zu bringen. Auf der Fähre wollte man ja einigermaßen zivilisiert aussehen. In der Herberge passierte mir noch folgendes: Wie ich aus dem Waschraum zurückkam stellte ich fest, daß meine Zimmertür aufgebrochen war. Ich meldete dies natürlich sofort der Leiterin, die sofort die Polizei informierte. Eine Überprüfung meiner Sachen ergab keine Fehlteile. Was aus der Sache geworden ist weiß ich nicht. Ich bekam ein anderes Zimmer. Dann habe ich mich da weiter nicht mehr drum gekümmert.