45. Tag

9. Juli 1998 Helsinki 0 Km

Das Frühstück in der Jugendherberge ist ganz nach meinem Geschmack. Ich sitze mit einem Engländer am Tisch, der gerne von Helsinki aus nach Rußland möchte. Doch die russischen Behörden machten ihm Schwierigkeiten bei der Erteilung eines Visums. Nach dem Frühstück belade ich mein Fahrrad, lasse es aber noch im Keller stehen, denn den Stadtbummel bis zur Abfahrt der Fähre am Nachmittag wollte ich vollkommen unbeschwert genießen. Also ziehe ich befreit von Rad und Gepäck los in Richtung Stadt. Einen schöneren Tag hätte ich mir für eine Stadtbesichtigung nicht wünschen können. Strahlender Sonnenschein empfing mich. Diesen Tag wollte ich nutzen. Ich besuchte zunächst die berühmte Felsenkirche, die mich sehr beeindruckte. Es ist eine Kirche die ganz in den Felsen geschlagen ist. Eine junge Finnin sang mit einer herrlichen Stimme Lieder in finnischer Sprache, begleitet durch Klaviermusik. Anschließend begab ich mich ins Zentrum der Stadt. In der Fußgängerzone kann man gemütlich bummeln. Es gibt unzählige Geschäfte Kleine und Große. Scharen von Urlaubern kann man hier sehen. Leider ging die Zeit viel zu schnell vorbei. Um nicht noch am letzten Tag die Fähre zu verpassen holte ich mein fertig gepacktes Rad aus dem Keller und begab mich zur Anlegestelle im Südhafen. Hier traf ich mit vielen Urlaubern zusammen. Wir nutzten die Zeit um von dem Erlebten zu berichten. Auch das Ehepaar aus Holland traf ich hier wieder. Sie hatten es also doch noch zeitig geschafft. Gegen 16.00 läuft die Finjet ein. Die mächtige Ladeluke öffnet sich, und eine unglaubliche Menge an Bussen, Lastwagen, Pkws und Motorräder ergießt sich auf den Kai. Einige Fahrräder sind auch dabei. Das Ent- und Beladen geschieht in großer Hektik, denn in nur 90 Minuten läuft die Fähre schon wieder aus. Ich hatte das Glück als erster die Fähre befahren zu dürfen. Erst jetzt konnte ich ermessen, wie groß der Laderaum dieses Schiffes ist. Einfach gewaltig! 

 

46. Tag

10. Juli 1998 Travemünde - Ahrensbök 0 Km

Gegen 16:00 Uhr landete die Fähre in Travemünde, wo ich von meinem Bruder der in Ahrensbök wohnt, abgeholt wurde. Nach 45 Tagen verbringe ich die erste Nacht auf deutschem Boden in meinem Geburtsort Ahrensbök. 

 

47. Tag

11. Juli 1998 Ahrensbök - Glückstadt 88 Km.

Gestärkt durch ein kräftiges Frühstück startete ich zu meiner vorletzten Etappe. Es ging über die 432 nach Bad Segeberg Richtung Bad Bramstedt. Kurz nach der Abfahrt wurde ich von einem starken Regenschauer überrascht. Zum Glück war eine Tankstelle in der Nähe wo ich unter dem Dach Schutz fand. Mit dem Besitzer kam ich ins Gespräch. Er hatte den Krieg in Kirkenes als Soldat verbracht. Er kannte sich also gut aus. Ich hatte den Eindruck, er hätte sich gerne noch länger mit mir unterhalten. Doch sobald der Regen aufhörte fuhr ich weiter. Ab Bad Bramstedt ging es, unterbrochen durch einige Regenschauer, auf Nebenstraßen nach Glückstadt, wo ich noch ein letztes mal auf meiner Tour in der sehr gemütlichen und urigen Jugendherberge übernachtete.  

 

48. Tag

12. Juli 1998 Glückstadt - Tarmstedt 92 Km

Um 8.00 Uhr ging es ohne große Pause Richtung Tarmstedt, wo mich meine Familie schon an der Straße erwartete. Eine anstrengende, entbehrungsreiche aber doch schöne und einmalige Reise ging nach 4792 Fahrradkilometern zu Ende.